Wissenschaftliche Darstellung von DHT-Molekülen und deren Wirkung auf Haarfollikel
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DHT und Haarausfall: Was ist Dihydrotestosteron und wie blockiert man es?

Haarausfall Ratgeber
8 Min. Lesezeit
DHT ist der Hauptverursacher von erblichem Haarausfall. Erfahren Sie, wie das Hormon Dihydrotestosteron wirkt, warum es Haarfollikel schädigt und welche Methoden DHT effektiv senken können.

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Wenn Sie unter fortschreitendem Haarausfall leiden, haben Sie wahrscheinlich schon von DHT gehört – dem Hormon, das als Hauptverursacher von erblich bedingtem Haarausfall gilt. Aber was genau ist DHT, wie funktioniert es, und vor allem: Wie kann man es blockieren?

In diesem umfassenden Ratgeber erklären wir wissenschaftlich fundiert, aber verständlich, alles Wissenswerte über Dihydrotestosteron und seine Rolle beim Haarausfall. Sie erfahren, welche DHT-Blocker wirklich funktionieren und wie Sie mit diesem Wissen Ihren Haarausfall effektiv bekämpfen können.

Was ist DHT (Dihydrotestosteron)?

DHT (Dihydrotestosteron) ist ein männliches Sexualhormon aus der Gruppe der Androgene. Es entsteht, wenn das Enzym 5-Alpha-Reduktase das männliche Haupthormon Testosteron umwandelt.

Die Umwandlung von Testosteron zu DHT

Der Prozess läuft in mehreren Körpergeweben ab:

  1. Testosteron zirkuliert im Blutkreislauf
  2. In bestimmten Geweben (Haarfollikel, Prostata, Haut) trifft es auf das Enzym 5-Alpha-Reduktase
  3. Dieses Enzym fügt Testosteron ein Wasserstoffatom hinzu
  4. Das Ergebnis ist DHT – ein deutlich potenteres Hormon

Wichtig: DHT ist etwa 2-3 Mal potenter als Testosteron. Das bedeutet, es bindet stärker an Androgenrezeptoren und hat eine intensivere biologische Wirkung.

Die zwei Typen der 5-Alpha-Reduktase

Es gibt zwei Formen des Enzyms:

  • Typ 1: Vor allem in Talgdrüsen und Haut
  • Typ 2: Hauptsächlich in Haarfollikeln, Prostata und Geschlechtsorganen

Für Haarausfall ist besonders Typ 2 relevant, da er in den Haarfollikeln am Oberkopf und an den Schläfen besonders aktiv ist.

DHT und seine Rolle beim Haarausfall

Warum ist DHT problematisch für die Haare?

DHT selbst ist nicht “schlecht” – es erfüllt wichtige Funktionen im Körper, insbesondere während der männlichen Entwicklung (Stimmbruch, Bartwuchs, Muskelaufbau). Das Problem entsteht nur bei Menschen mit genetischer Veranlagung für androgenetische Alopezie (erblich bedingten Haarausfall).

Der Mechanismus: Wie DHT Haarausfall verursacht

Bei genetisch empfindlichen Personen läuft folgender Prozess ab:

1. DHT bindet an Androgenrezeptoren

  • Haarfollikel am Oberkopf und den Schläfen haben besonders viele Androgenrezeptoren
  • DHT dockt an diese Rezeptoren an
  • Dies löst eine Kaskade von Veränderungen aus

2. Miniaturisierung der Haarfollikel

  • Die Wachstumsphase (Anagenphase) der Haare verkürzt sich drastisch
  • Von normalerweise 2-7 Jahren auf wenige Monate
  • Die Follikel werden buchstäblich kleiner (Miniaturisierung)

3. Verschlechterung der Nährstoffversorgung

  • DHT verengt die Blutgefäße um die Haarfollikel
  • Weniger Nährstoffe und Sauerstoff erreichen die Haarwurzeln
  • Das Haarwachstum wird zusätzlich beeinträchtigt

4. Progressive Schwächung

  • Mit jedem Haarzyklus werden die neuen Haare dünner und feiner
  • Aus kräftigen Terminalhaaren werden feine Vellushaare (Flaum)
  • Schließlich stellen die Follikel die sichtbare Haarproduktion ein

Das Ergebnis: Die typischen Muster von erblichem Haarausfall – Geheimratsecken, lichter werdender Oberkopf, bei Männern oft eine Glatze, bei Frauen diffuse Ausdünnung am Scheitel.

Warum sind manche Haare DHT-resistent?

Interessanterweise sind Haarfollikel am Hinterkopf und an den Seiten meist DHT-resistent. Der genetische Grund dafür ist noch nicht vollständig geklärt, aber diese Tatsache macht Haartransplantationen möglich: Die transplantierten Haare vom Hinterkopf behalten ihre DHT-Resistenz auch am neuen Ort.

DHT-Spiegel: Normal oder zu hoch?

Wieviel DHT ist normal?

Normale DHT-Werte im Blutserum:

  • Männer: 30-85 ng/dL (etwa 1-3 nmol/L)
  • Frauen: 4-22 ng/dL (etwa 0,14-0,76 nmol/L)

Ist ein hoher DHT-Spiegel schuld am Haarausfall?

Überraschende Antwort: Nicht unbedingt!

Viele Männer mit normalem oder sogar niedrigem DHT-Spiegel leiden unter starkem Haarausfall, während andere mit hohen Werten volles Haar behalten. Entscheidend sind:

  1. Genetische Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber DHT
  2. Anzahl und Empfindlichkeit der Androgenrezeptoren in den Follikeln
  3. Aktivität der 5-Alpha-Reduktase lokal in der Kopfhaut

Daher ist ein Bluttest für DHT bei Haarausfall meist nicht aussagekräftig. Die lokale DHT-Konzentration in der Kopfhaut und die genetische Empfindlichkeit sind viel wichtiger.

DHT blockieren: Die wirksamsten Methoden

Da DHT der Hauptverursacher von erblichem Haarausfall ist, konzentrieren sich die effektivsten Behandlungen darauf, entweder die DHT-Produktion zu senken oder seine Wirkung an den Haarfollikeln zu blockieren.

1. Finasterid: Der medizinische Gold-Standard

Wirkweise: Hemmt das Enzym 5-Alpha-Reduktase Typ 2

Wirksamkeit:

  • Senkt DHT-Spiegel um 60-70%
  • 83% der Anwender behalten nach 2 Jahren ihre Haardichte
  • 66% verzeichnen sichtbares Nachwachsen

Dosierung: 1mg täglich oral

Studien: Die besten klinischen Daten aller DHT-Blocker. Langzeitstudien über 10 Jahre zeigen anhaltende Wirkung.

Nebenwirkungen:

  • 2-4% berichten von sexuellen Nebenwirkungen (verminderte Libido, Erektionsstörungen)
  • Meist reversibel nach Absetzen
  • Selten: Gynäkomastie (Brustbildung), depressive Verstimmungen

Wichtig:

  • Rezeptpflichtig
  • Nur für Männer zugelassen
  • Frauen im gebärfähigen Alter dürfen es nicht einnehmen (Gefahr für männlichen Fötus)

Mehr Details finden Sie in unserem Artikel über Finasterid gegen Haarausfall.

2. Dutasterid: Der stärkere DHT-Blocker

Wirkweise: Hemmt 5-Alpha-Reduktase Typ 1 und Typ 2

Wirksamkeit:

  • Senkt DHT-Spiegel um bis zu 95%
  • Studien zeigen stärkere Wirkung als Finasterid
  • Besonders bei fortgeschrittenem Haarausfall

Dosierung: 0,5mg täglich oral

Nachteile:

  • In vielen Ländern nur für Prostatavergrößerung zugelassen (off-label Nutzung für Haarausfall)
  • Ähnliches Nebenwirkungsprofil wie Finasterid, teils häufiger
  • Längere Halbwertszeit (4-5 Wochen) – länger im Körper nach Absetzen

3. Minoxidil: Kompensiert DHT-Schäden

Wirkweise: Blockiert DHT nicht direkt, kompensiert aber die Schäden

Wie es hilft:

  • Erweitert Blutgefäße (verbessert Nährstoffversorgung)
  • Verlängert die Wachstumsphase der Haare
  • Stimuliert Haarfollikel zur Aktivität

Wirksamkeit:

  • 5%iges Minoxidil: Bei 85% der Anwender sichtbare Verbesserung
  • Funktioniert auch bei DHT-geschädigten Follikeln
  • Wirkt synergistisch mit DHT-Blockern

Anwendung: Topisch (Lösung oder Schaum), 2x täglich

Minoxidil ist oft die erste Wahl für Frauen und wird häufig mit Finasterid bei Männern kombiniert. Mehr dazu: Minoxidil gegen Haarausfall.

4. Natürliche DHT-Blocker: Sägepalme und Co.

Sägepalme (Serenoa repens)

Die am besten untersuchte natürliche Alternative:

  • Wirkweise: Hemmt 5-Alpha-Reduktase (schwächer als Finasterid)
  • Studienlage: 2-Jahres-Studie zeigte bei 38% Verbesserungen (vs. 68% bei Finasterid)
  • Dosierung: 320mg standardisierter Extrakt täglich
  • Nebenwirkungen: Minimal, gelegentlich Magenbeschwerden

Weitere natürliche DHT-Blocker:

  • Kürbiskernöl: Studien zeigen moderate Wirkung bei täglicher Einnahme
  • Grüner Tee (EGCG): Hemmt 5-Alpha-Reduktase in Laborstudien
  • Brennnesselwurzel: Traditionell verwendet, schwache Studienlage
  • Zink: Kann 5-Alpha-Reduktase hemmen (bei Mangel supplementieren)

Realistische Einschätzung: Natürliche DHT-Blocker wirken deutlich schwächer als Medikamente, haben aber kaum Nebenwirkungen. Sie eignen sich für:

  • Prävention bei beginnender Ausdünnung
  • Menschen, die Nebenwirkungen vermeiden möchten
  • Kombination mit anderen Methoden

Mehr über natürliche Ansätze: Natürliche Mittel gegen Haarausfall.

5. Topische DHT-Blocker

DHT-blockierende Shampoos und Seren:

  • Ketoconazol-Shampoo (2%): Antimykotikum mit anti-androgener Wirkung, reduziert DHT lokal
  • RU58841: Experimenteller topischer Androgen-Rezeptor-Antagonist (nicht offiziell zugelassen)
  • Alfatradiol: Schwaches Östrogen, hemmt 5-Alpha-Reduktase lokal

Wirksamkeit: Meist schwächer als systemische Behandlungen, können aber ergänzend wirken.

DHT und Frauen: Unterschiede beim weiblichen Haarausfall

Obwohl Frauen deutlich weniger Testosteron und damit auch weniger DHT produzieren, können sie dennoch unter DHT-bedingtem Haarausfall leiden.

Besonderheiten bei Frauen:

Haarausfall-Muster:

  • Meist diffuse Ausdünnung am Scheitel
  • Selten komplette Glatzenbildung
  • Haaransatz bleibt oft erhalten

Hormonelle Faktoren:

  • Haarausfall verschlimmert sich oft in den Wechseljahren (sinkende Östrogene, relatives Übergewicht der Androgene)
  • Nach Schwangerschaften möglich
  • Bei PCOS (Polyzystisches Ovarsyndrom) häufiger

Behandlungsoptionen:

  • Minoxidil: First-Line-Behandlung für Frauen
  • Spironolacton: Anti-Androgen, blockiert DHT-Rezeptoren (off-label)
  • Östrogen-Therapie: In den Wechseljahren manchmal hilfreich
  • Finasterid: Nur bei Frauen nach der Menopause, mit Vorsicht

Mehr Informationen: Haarausfall bei Frauen – Ursachen und Behandlung.

Lebensstil-Faktoren, die DHT beeinflussen

Während Sie die DHT-Produktion durch Lebensstil nur begrenzt beeinflussen können, gibt es einige Faktoren:

Faktoren, die DHT erhöhen können:

  • Übergewicht: Fettgewebe produziert Enzyme, die Testosteron in DHT umwandeln
  • Insulinresistenz: Erhöht DHT-Produktion
  • Hoher Zuckerkonsum: Kann Androgenspiegel erhöhen
  • Chronischer Stress: Erhöht Cortisol, kann hormonelles Gleichgewicht stören

Faktoren, die DHT senken können:

  • Regelmäßiger Sport: Verbessert Insulinsensitivität
  • Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht
  • Zink-reiche Ernährung: Kann 5-Alpha-Reduktase hemmen (Kürbiskerne, Austern, Rindfleisch)
  • Grüner Tee: EGCG könnte DHT-Bildung reduzieren
  • Weniger gesättigte Fette: Könnten Androgenproduktion beeinflussen

Realistische Einschätzung: Diese Lebensstil-Faktoren haben einen moderaten Effekt und sollten als Ergänzung, nicht als Ersatz für medizinische Behandlungen gesehen werden.

Die optimale DHT-Blocker-Strategie: Kombinationstherapie

Die besten Ergebnisse gegen erblichen Haarausfall erzielen Sie durch Kombination verschiedener Ansätze:

Strategie 1: Aggressiv (fortgeschrittener Haarausfall)

Ziel: Maximale DHT-Senkung + Wachstumsstimulation

  • Finasterid 1mg täglich (systemischer DHT-Blocker)
  • Minoxidil 5% 2x täglich (Wachstumsstimulator)
  • Ketoconazol-Shampoo 2x wöchentlich (lokaler DHT-Blocker)
  • Optimierte Ernährung (Zink, gesunde Fette)

Erfolgsrate: 80-90% stoppen Haarausfall, 60-70% sehen Nachwachsen

Strategie 2: Moderat (beginnender Haarausfall)

Ziel: DHT-Produktion senken + Prävention

  • Finasterid 1mg täglich ODER Sägepalme 320mg täglich
  • Minoxidil 2-5% täglich
  • Lifestyle-Optimierung (Sport, Stressreduktion)

Erfolgsrate: 70-80% stoppen Progress, 40-50% sehen Verbesserung

Strategie 3: Natürlich (Prävention, leichte Ausdünnung)

Ziel: Sanfte DHT-Reduktion ohne Medikamente

  • Sägepalme 320mg täglich
  • Kürbiskernöl 400mg täglich
  • Grüner Tee-Extrakt (EGCG)
  • Zink-Supplementierung (falls Mangel)
  • Koffein-Shampoo + Rosmarinöl-Behandlung

Erfolgsrate: 30-50% sehen Stabilisierung oder leichte Verbesserung

Häufige Fragen zu DHT und Haarausfall

Kann ich meinen DHT-Spiegel testen lassen?

Ja, DHT kann im Blutserum gemessen werden. Allerdings ist der Blutwert wenig aussagekräftig für Haarausfall – die lokale DHT-Konzentration in der Kopfhaut und die genetische Empfindlichkeit sind wichtiger.

Wenn ich DHT blockiere, verliere ich dann meine Männlichkeit?

Nein. Finasterid senkt DHT um 60-70%, aber Testosteron – das Haupthormon für Männlichkeit – bleibt unverändert oder steigt sogar leicht. Die große Mehrheit der Männer bemerkt keine Veränderungen in Libido, Muskelmasse oder Energie.

Wann sollte ich mit DHT-Blockern beginnen?

Je früher, desto besser. DHT-Blocker können miniaturisierte, aber noch aktive Follikel retten. Follikel, die seit Jahren inaktiv sind (kahle Stellen älter als 5 Jahre), werden meist nicht mehr reaktiviert.

Muss ich DHT-Blocker dauerhaft nehmen?

Bei erblichem Haarausfall: Ja. Die genetische Veranlagung bleibt bestehen. Wenn Sie die Behandlung beenden, geht der Haarausfall weiter. Die Ausnahme: Natürliche Alterung senkt DHT-Produktion oft nach dem 60. Lebensjahr.

Gibt es Risiken bei langfristiger DHT-Blockade?

Finasterid wird seit über 25 Jahren eingesetzt. Langzeitstudien zeigen, dass es bei den meisten Männern sicher ist. Wichtig ist die ärztliche Überwachung, besonders in den ersten Monaten. Bei anhaltenden Nebenwirkungen sollte abgesetzt werden.

Fazit: DHT verstehen und wirksam bekämpfen

DHT ist der Schlüsselfaktor bei erblich bedingtem Haarausfall – aber kein unbesiegbarer Gegner. Mit den richtigen Strategien können Sie die DHT-Wirkung effektiv reduzieren und Ihren Haarausfall stoppen oder verlangsamen.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  1. DHT entsteht aus Testosteron durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase
  2. Genetische Empfindlichkeit der Haarfollikel ist entscheidend, nicht der DHT-Spiegel im Blut
  3. Finasterid und Dutasterid sind die wirksamsten DHT-Blocker mit der besten Studienlage
  4. Minoxidil kompensiert DHT-Schäden und verstärkt die Wirkung von DHT-Blockern
  5. Natürliche Alternativen wie Sägepalme wirken schwächer, haben aber weniger Nebenwirkungen
  6. Früher Behandlungsbeginn ist entscheidend – DHT-Blocker schützen vorhandene Haare besser als sie verlorene zurückbringen

Ihre nächsten Schritte:

  1. Diagnose sichern: Lassen Sie von einem Dermatologen bestätigen, dass es sich um androgenetische Alopezie (DHT-bedingten Haarausfall) handelt
  2. Behandlungsstrategie wählen: Entscheiden Sie basierend auf Schweregrad und persönlichen Präferenzen
  3. Ärztliche Beratung: Besprechen Sie medikamentöse DHT-Blocker mit einem Arzt
  4. Konsequent anwenden: Geben Sie der Behandlung mindestens 6-12 Monate Zeit
  5. Kombinieren Sie Methoden: DHT-Blocker + Wachstumsstimulator = beste Ergebnisse

Mit fundiertem Wissen über DHT und die richtigen Behandlungsmethoden haben Sie die besten Chancen, Ihren Haarausfall zu stoppen und Ihr Haar zu erhalten. Je früher Sie beginnen, desto besser die Aussichten!


Hinweis: Dieser Artikel dient nur zur Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Konsultieren Sie vor Beginn einer DHT-Blocker-Behandlung einen Arzt, besonders bei verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Finasterid.

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