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Wenn Ihr Haar gleichmäßig am gesamten Kopf dünner wird und der Scheitel immer breiter erscheint, leiden Sie möglicherweise unter diffusem Haarausfall. Anders als bei erblich bedingtem Haarausfall entstehen keine Geheimratsecken oder kahle Stellen – stattdessen wird das Haar insgesamt lichter. Die gute Nachricht: Diffuser Haarausfall ist in den meisten Fällen reversibel, wenn die Ursache erkannt und behandelt wird.
Was ist diffuser Haarausfall?
Diffuser Haarausfall, medizinisch auch als diffuse Alopezie bezeichnet, ist eine Form des Haarverlusts, bei der die Haare gleichmäßig über den gesamten Kopf verteilt ausfallen. Im Unterschied zum erblich bedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie) oder kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) gibt es keine lokalisierten kahlen Stellen.
Typische Symptome
- Gleichmäßige Ausdünnung: Das Haar wird am gesamten Kopf lichter
- Breiterer Scheitel: Die Kopfhaut scheint durch den Scheitel stärker durch
- Erhöhter Haarverlust: Mehr als 100 Haare pro Tag fallen aus
- Dünnere Haartextur: Einzelne Haare wirken feiner und weniger kräftig
- Sichtbare Kopfhaut: Besonders im Licht wird die Kopfhaut sichtbarer
- Verminderte Haardichte: Der Pferdeschwanz wird dünner
Wichtig: Diffuser Haarausfall betrifft Frauen häufiger als Männer und kann in jedem Alter auftreten.
Ursachen von diffusem Haarausfall
Die Ursachen für diffusen Haarausfall sind vielfältig. Im Gegensatz zum erblichen Haarausfall liegt meist eine behandelbare Grunderkrankung oder ein Mangel zugrunde.
1. Nährstoffmängel
Nährstoffmängel gehören zu den häufigsten Auslösern von diffusem Haarausfall. Die Haarfollikel benötigen eine konstante Versorgung mit essentiellen Nährstoffen.
Kritische Nährstoffe:
- Eisenmangel: Die häufigste Ursache bei Frauen im gebärfähigen Alter. Eisen ist essenziell für die Zellteilung in den Haarfollikeln.
- Ferritinwert: Sollte mindestens 70 Mikrogramm pro Liter betragen für gesundes Haarwachstum (nicht nur der untere Normwert von 15).
- Zink: Wichtig für Proteinsynthese und Zellteilung
- Vitamin D: Aktiviert Haarfollikel und fördert den Haarzyklus
- B-Vitamine: Besonders B12, Folsäure und Biotin
- Protein: Haare bestehen zu 95 Prozent aus Keratin, einem Protein
Risikogruppen:
- Veganer und Vegetarier (B12, Eisen)
- Frauen mit starker Menstruation (Eisen)
- Menschen mit Magen-Darm-Erkrankungen
- Personen nach Crash-Diäten
2. Hormonelle Störungen
Hormone spielen eine zentrale Rolle beim Haarwachstum. Störungen im Hormonhaushalt können diffusen Haarausfall auslösen.
Häufige hormonelle Ursachen:
- Schilddrüsenstörungen: Sowohl Über- als auch Unterfunktion
- Schwangerschaft und Stillzeit: Hormonelle Umstellung nach der Geburt
- Wechseljahre: Sinkende Östrogenspiegel
- PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom): Erhöhte männliche Hormone
- Pille absetzen: Hormonelle Neuregulierung
- Hashimoto-Thyreoiditis: Autoimmune Schilddrüsenerkrankung
Bei Frauen ist der postpartale Haarausfall (nach der Schwangerschaft) besonders häufig. Etwa 3 bis 6 Monate nach der Geburt fallen vermehrt Haare aus – dies normalisiert sich meist innerhalb eines Jahres von selbst.
3. Chronischer Stress
Dauerhafter psychischer oder körperlicher Stress versetzt den Körper in einen Alarmzustand. Nicht lebensnotwendige Funktionen wie das Haarwachstum werden heruntergefahren.
Stressformen, die Haarausfall auslösen:
- Beruflicher oder privater Dauerstress
- Traumatische Ereignisse
- Chronische Erkrankungen
- Operationen oder schwere Infektionen
- Psychische Belastungen (Angststörungen, Depression)
Stressbedingter Haarausfall tritt meist zeitverzögert auf – oft 2 bis 3 Monate nach dem Stressereignis.
4. Medikamente
Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung diffusen Haarausfall verursachen:
- Betablocker (Bluthochdruck)
- ACE-Hemmer (Bluthochdruck)
- Cholesterinsenker (Statine)
- Antidepressiva
- Blutverdünner (Heparin, Marcumar)
- Chemotherapie
- Retinoide (Akne-Behandlung)
- Hormonpräparate
Wichtig: Setzen Sie Medikamente niemals ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab. Oft gibt es Alternativen.
5. Erkrankungen und Infektionen
Verschiedene Erkrankungen können diffusen Haarausfall auslösen:
- Autoimmunerkrankungen (Lupus, Hashimoto)
- Magen-Darm-Erkrankungen (Zöliakie, Morbus Crohn)
- Lebererkrankungen
- Niereninsuffizienz
- Schwere Infektionen mit hohem Fieber
- COVID-19 (Post-COVID-Haarausfall)
6. Ernährung und Lebensweise
- Crash-Diäten: Extremer Kalorienmangel
- Einseitige Ernährung: Zu wenig Protein, Vitamine, Mineralstoffe
- Essstörungen: Magersucht, Bulimie
- Rauchen: Verschlechtert Durchblutung der Kopfhaut
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Hemmt Nährstoffaufnahme
Diagnose: So finden Sie die Ursache
Um diffusen Haarausfall erfolgreich zu behandeln, muss zunächst die Ursache identifiziert werden. Ein Dermatologe oder Haarexperte kann folgende Untersuchungen durchführen:
Anamnese
Ausführliches Gespräch über:
- Beginn und Verlauf des Haarausfalls
- Aktuelle und vergangene Erkrankungen
- Eingenommene Medikamente
- Ernährungsgewohnheiten
- Stressbelastung
- Hormonelle Veränderungen
Körperliche Untersuchung
- Kopfhautinspektion: Entzündungen, Schuppung, Rötungen
- Zupftest: Wie leicht lassen sich Haare ausziehen?
- Haarwurzelanalyse: Untersuchung der Haarwurzeln unter dem Mikroskop
- TrichoScan: Digitale Analyse der Haardichte
Blutuntersuchung
Ein umfassendes Blutbild sollte folgende Werte überprüfen:
Nährstoffe:
- Ferritin (Eisenspeicher) – optimal größer als 70 Mikrogramm pro Liter
- Eisen, Transferrin
- Zink
- Vitamin D (25-OH-Vitamin D)
- Vitamin B12
- Folsäure
Hormone:
- TSH, fT3, fT4 (Schilddrüse)
- Östrogen, Progesteron
- Testosteron, DHEA-S
- Cortisol (Stresshormon)
Sonstige Parameter:
- Großes Blutbild
- Leberwerte, Nierenwerte
- CRP (Entzündungsmarker)
Behandlung: So stoppen Sie diffusen Haarausfall
Die Behandlung richtet sich immer nach der zugrunde liegenden Ursache. In den meisten Fällen ist diffuser Haarausfall reversibel.
1. Behandlung von Nährstoffmängeln
Bei Eisenmangel:
- Eisenpräparate (z.B. Eisen II-Sulfat, Eisen-Bisglycinat)
- Dosierung: 50 bis 100 Milligramm pro Tag
- Einnahme auf nüchternen Magen mit Vitamin C für bessere Aufnahme
- Dauer: mindestens 3 bis 6 Monate
- Eisenreiche Ernährung: rotes Fleisch, Hülsenfrüchte, grünes Blattgemüse
Bei Zinkmangel:
- Zinkpräparate: 15 bis 25 Milligramm täglich
- Natürliche Quellen: Austern, Rindfleisch, Kürbiskerne, Linsen
Bei Vitamin-D-Mangel:
- Vitamin D3: 1000 bis 4000 IE täglich (je nach Mangel)
- Einnahme mit fettreicher Mahlzeit
- Regelmäßige Sonneneinstrahlung (15 bis 20 Minuten täglich)
B-Vitamine und Biotin:
- B-Komplex-Präparat
- Biotin: 2,5 bis 5 Milligramm täglich
2. Hormonbehandlung
Bei Schilddrüsenstörungen:
- L-Thyroxin bei Unterfunktion
- Thyreostatika bei Überfunktion
- Regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenwerte
Bei hormonellem Ungleichgewicht:
- Hormonersatztherapie in den Wechseljahren
- Antiandrogene bei PCOS oder erhöhten männlichen Hormonen
- Anpassung der Antibabypille
3. Medikamentöse Therapie
Minoxidil:
- Für Frauen: 2 Prozent Lösung oder Schaum
- Für Männer: 5 Prozent Lösung
- Anwendung: Zweimal täglich auf die Kopfhaut auftragen
- Wirkung: Fördert Durchblutung und verlängert die Wachstumsphase
- Erste Ergebnisse nach 3 bis 4 Monaten
- Muss dauerhaft angewendet werden
Weitere Optionen:
- Kortison (bei entzündlicher Ursache)
- Antiandrogene (Spironolacton, Cyproteronacetat)
4. Stressreduktion
- Entspannungstechniken: Meditation, Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training
- Bewegung: Regelmäßiger Sport (3 bis 4 Mal pro Woche)
- Ausreichend Schlaf: 7 bis 8 Stunden pro Nacht
- Psychotherapie: Bei chronischer Belastung
- Achtsamkeit: Yoga, Tai Chi
5. Optimierte Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung versorgt die Haarfollikel mit allen notwendigen Nährstoffen:
Proteinreiche Lebensmittel:
- Fisch, mageres Fleisch, Eier
- Hülsenfrüchte, Quinoa, Tofu
- Milchprodukte, griechischer Joghurt
Eisenreiche Lebensmittel:
- Rotes Fleisch, Leber
- Spinat, Mangold, Grünkohl
- Linsen, Kichererbsen, weiße Bohnen
- Kürbiskerne, Sesam
Omega-3-Fettsäuren:
- Lachs, Makrele, Hering
- Leinsamen, Chiasamen, Walnüsse
Antioxidantien:
- Beeren, Zitrusfrüchte
- Buntes Gemüse
- Grüner Tee
6. Sanfte Haarpflege
Schonendes Umgehen mit dem Haar ist entscheidend:
- Mildes Shampoo: Sulfatfrei, pH-neutral
- Seltener waschen: 2 bis 3 Mal pro Woche ausreichend
- Keine Hitze: Föhnen, Glätten, Lockenstab reduzieren
- Schonend kämmen: Breitzinkiger Kamm, vorsichtig entwirren
- Keine straffen Frisuren: Zopf, Dutt nicht zu fest
- Keine chemischen Behandlungen: Färben, Bleichen, Dauerwelle vermeiden
Empfohlene Inhaltsstoffe:
- Koffein (stimuliert Haarfollikel)
- Biotin, Keratin
- Panthenol (beruhigt Kopfhaut)
- Pflanzliche Extrakte (Sägepalme, Rosmarin)
Natürliche Hausmittel und Ergänzungen
Zusätzlich zur medizinischen Behandlung können natürliche Mittel unterstützen:
Rosmarinöl:
- Fördert Durchblutung der Kopfhaut
- Anwendung: 5 bis 10 Tropfen in Trägeröl massieren, 30 Minuten einwirken
Rizinusöl:
- Reich an Omega-9-Fettsäuren
- Stärkt Haarschaft und fördert Wachstum
Sägepalme (Serenoa repens):
- Natürlicher DHT-Blocker
- Einnahme als Kapsel: 320 Milligramm täglich
Koffein-Shampoo:
- Verlängert Wachstumsphase der Haare
- Tägliche Anwendung, 2 Minuten einwirken lassen
Bockshornklee:
- Reich an Proteinen und Niacin
- Als Maske oder Nahrungsergänzung
Prognose: Wann wachsen die Haare wieder nach?
Die Prognose bei diffusem Haarausfall ist in den meisten Fällen sehr gut, sofern die Ursache behandelt wird.
Zeitrahmen der Erholung:
- Nährstoffmangel: 3 bis 6 Monate nach Behandlung
- Hormonelle Störungen: 6 bis 12 Monate
- Stressbedingter Haarausfall: 2 bis 4 Monate nach Stressreduktion
- Medikamentennebenwirkung: Einige Wochen nach Absetzen (mit ärztlicher Abstimmung)
- Post-COVID-Haarausfall: 6 bis 9 Monate
Wichtig: Der Haarwachstumszyklus ist langsam. Haare wachsen etwa 1 Zentimeter pro Monat. Geduld und konsequente Behandlung sind entscheidend für den Erfolg.
Vorbeugung: So schützen Sie Ihr Haar
Auch wenn Sie aktuell keinen Haarausfall haben, können Sie präventiv handeln:
- Regelmäßige Blutkontrollen: Besonders Ferritin, Vitamin D, Schilddrüse
- Ausgewogene Ernährung: Vielfältig, protein- und nährstoffreich
- Stressmanagement: Regelmäßige Entspannung einplanen
- Sanfte Haarpflege: Hitze und Chemikalien minimieren
- Ausreichend Schlaf: 7 bis 8 Stunden pro Nacht
- Nicht rauchen: Verschlechtert Durchblutung
- Moderate Nahrungsergänzung: Bei Risiko für Mängel
Wann zum Arzt?
Suchen Sie einen Dermatologen auf, wenn:
- Sie plötzlich sehr viele Haare verlieren (mehr als 150 pro Tag)
- Der Haarausfall länger als 3 Monate anhält
- Zusätzliche Symptome auftreten (Müdigkeit, Gewichtsveränderungen, Hautprobleme)
- Sie unsicher über die Ursache sind
- Selbstbehandlung nach 3 Monaten keine Besserung bringt
- Psychische Belastung durch den Haarverlust entsteht
Fazit: Diffuser Haarausfall ist meist behandelbar
Diffuser Haarausfall mag zunächst beunruhigend wirken, doch die Prognose ist in den meisten Fällen sehr gut. Anders als bei erblich bedingtem Haarausfall liegt meist eine behandelbare Ursache zugrunde – sei es ein Nährstoffmangel, eine hormonelle Störung oder chronischer Stress.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der genauen Diagnose durch einen Facharzt und der konsequenten Behandlung der zugrunde liegenden Ursache. Mit Geduld, der richtigen Therapie und unterstützenden Maßnahmen wie optimierter Ernährung und sanfter Haarpflege können die meisten Betroffenen ihr volles Haar zurückgewinnen.
Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn die Haare nicht sofort nachwachsen – der Haarwachstumszyklus benötigt Zeit. Bleiben Sie konsequent bei Ihrer Behandlung, und Sie werden in einigen Monaten positive Veränderungen sehen.
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